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Bausch, Ludwig Christian August (Bogenmacher)

Seine Zeitgenossen nannten ihn respektvoll den „deutschen Tourte“, und es war sicher nicht nur eine Frage des Patriotismus, dass berühmte Violinisten des 19. Jahrhunderts wie Joseph Joachim und August Wilhelmj die Geigenbögen von Ludwig Christian August Bausch bevorzugten – auch und gerade gegenüber denen seines Vorbilds François Xavier Tourte, der die Tür zum modernen Streichbogenbau geöffnet hatte. Der Name „Bausch“ begründete nicht nur eine eigene, deutsche Schule des Bogenbaus, sondern avancierte in Form des entsprechenden Meister-Stempels rasch zu einem Qualitätssiegel, mit dem zahllose Bögen weit ins 20. Jahrhundert hinein versehen wurden.

Ludwig Bausch wurde am 15.1.1805 in Naumburg geboren und starb am 26.5.1871 in Leipzig – eine mitteldeutsche Biographie, die angesichts ihres europäischen Ranges zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Von 1818 bis 1822 absolvierte Bausch seine Lehre bei dem Hofinstrumentenmacher Johann Benjamin Fritzsche in Dresden, wo er sich 1825 nach vollbrachter Wanderschaft niederließ und, dem gängigen Berufsmodell folgend, als Geigen- und Lautenmacher tätig wurde. 1828 zog er nach Dessau, wo 1829 sein älterer Sohn Karl Friedrich Ludwig Bausch geboren wurde und er selbst spätestens 1838 als Hofinstrumentenmacher anerkannt war.

Um 1836 soll Bausch Kontakt zu Louis Spohr gehabt haben, von dem er wichtige Anregungen zur Entwicklung eines eigenen, an Tourte orientierten Bogenmodells erhalten haben soll. Wie aus Bausch der exzellente Bogenmacher wurde, als der er seine wichtigsten geschäftlichen Erfolge erzielen und in die Geschichte eingehen sollte, ist unbekannt – sicher ist nur, dass er die Bogenmacherei während seiner Dessauer Zeit in nennenswertem Umfang begann. 1839, als Bausch nach Leipzig wechselte, war der Bogenbau zu seiner Hauptbeschäftigung geworden, neben der Reparatur von Saiteninstrumenten. Von einem kurzen Intermezzo als nassauischer Hofinstrumentenmacher in Wiesbaden zwischen 1861 und 1863 abgesehen blieb Bausch bis zu seinem Tod in der sächsischen Messestadt, in der 1841 auch sein zweiter Sohn Otto Julius Bausch geboren wurde.

1840 gewann Bausch sen. auf der Sächsischen Industrieausstellung eine Silbermedaille für die anerkannte Qualität seiner Arbeiten. In seinen Söhnen wuchsen ihm talentierte und gut ausgebildete Nachfolger heran: Ludwig jun. absolvierte einen Teil seiner Ausbildung in New York, Otto Bausch lernte bei Jean Vauchel – um 1860 den väterlichen Betrieb zu der Manufaktur „Ludwig Bausch und Sohn“ zu erweitern, in der neben Bögen nun auch wieder Streichinstrumente hergestellt wurde. Nach dem frühen Tod der Bausch-Söhne – Ludwig starb 1871, Otto 1875 – führten Adolf Wilhelm Eduard Paulus, ein langjähriger Mitarbeiter der Bauschs, und nach ihm sein Sohn Adolf jun. den Betrieb noch bis 1908 fort.

Trotz einiger Unterschiede, die das verstärkte und längere Bogenmodell Ludwig Christian August Bauschs gegenüber dem epochemachenden Werk von F. Tourte aufweist, liegt das historische Verdienst des Leipzigers darin, dem modernen Streichbogen nach Tourte auch in Deutschland zum Durchbruch verholfen zu haben. Wie Bausch seine überragende Meisterschaft im Bogenbau erlangt hat, ist nicht bekannt – als wirkmächtiger Tourte-Nachfolger ist er aber auf dem Gebiet des Streichbogenbaus durchaus mit dem großen Jean Baptiste Vuillaume in Paris zu vergleichen, der dem Geheimnis des Tourte-Bogens durch eine aufwändige technisch-mathematische Analyse auf die Spur gekommen war. Vielleicht stehen die vielen Bögen minderer Qualität, die mit Bauschs Stempel um Ansehen warben, dem Andenken an diesen Meister seiner Kunst im Wege – unter Kennern genießen echte „Bausch-Bögen“ bis heute die große Anerkennung, die ihnen zukommt.

Linkhinweis:

Ludwig Christian August Bausch in der Sächsischen Biografie

Mehr über Ludwig Bausch auf corilon.com

Author:

Nils-Christian Engel ist begeisterter Amateur-Cellist

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