Search
Search Menu

Gambe lernen, als Cellist

Unser Orchester hat neulich bei einem Adventskonzert mitgespielt, da war auch eine Gamben-Gruppe und ich hab das erste mal Gamben gehört, die klingen ja voll krass. Weiß jemand wie schwer das ist auch Gambe zu lernen, wenn man schon Cello spielt? Und wo kriegt man eine Gambe her, muss man eine alte kaufen oder werden die überhaupt noch gebaut? Ausleihen kann man die bestimmt nicht, oder?

Author:

Mitglied von violinorum.de

8 Comments Write a comment

  1. Mich faszinieren Gamben auch, und ich weiß, dass sie heute noch gebaut werden – sogar gar nicht so selten, es gibt auch mehrere Websites von Gamben-Bauern. Da ich keine direkt empfehlen, kann, empfehle ich Dir mal die Suchmaschine Deines Vertrauens 😉 Wie leicht oder nicht leicht sich Gambe lernen lässt, kann ich leider auch nicht sagen, mangels persönlicher Erfahrung. Ich denke aber mal, es ist wie bei den meisten Streichinstrumenten – wenn Du eine gute musikalische Grundbegabung hast und ein gutes Gefühl für Saite und Strich, ist es sicher ein Vorteil. Einfach so wird keiner auf einem neuen Instrument Profi, bloß weil er schon ein anderes gut spielen kann.

  2. Ich hab schon mal probieren dürfen und kam mir ganz schön blöd vor 🙂 aber ich glaube chrisp hat Recht, man kann das lernen wenn einen das Cello nicht schon überfordert.

  3. Hallo sordino222,

    irgendwie bin ich zu blöd, hier zu antworten. Ich habe schon zweimal 2 Saiten reingehackt, wie wunderbar das geht, als Cellist Bassgambe zu lernen. Jedesmal bin ich oben mit meinem Benutzernamen benannt, und trotzdem kommt, ich hätte keine Berechtigung – und der ganze Text ist weg und nicht mehr zu finden. Jetzt versuche ich erstmal, ob ich Dich so erreiche, falls ja und falls Du noch Interesse hast, weiß ich dann vielleicht, wie es geht, direkt zu antworten!

    Gambina

  4. Nachdem ich mich nun für immer als zu doof geoutet habe, hier im zweiten Versuch meine Erfahrungen zur Gambe:

    Ich bin über 40 und habe in der Schule Geige gelernt. Meine Tochter hat mit der Diskant-Gambe angefangen, und als sie auf ein Cello „umstieg“, habe ich Gambe zu spielen angefangen. Vor einem halben Jahr habe ich eine Bassgambe gekauft und damit „das Instrument meines Lebens“ gefunden!

    Was ist anders als beim Cello?

    1. Die Saitenstimmung: D – G – C – e – a – d (musikalisch nicht korrekt notiert: tiefer).
    Der tiefste Ton ist um eine Sekunde höher als beim Cello. Die Bassgambe liest den Bass-Schlüssel. Das Notenlesen hat man in kurzer Zeit geschafft.
    Wenn Du Dir ein Instrument besorgst, das in etwa die Mensur Deines Cellos hat, wirst du schnell sauber spielen (68-70 cm?). Alt-Tenor-Gamben lesen öfter quer durch alle Schlüssel. Mach das nur, wenn Du gerade diese Tonhöhe haben willst!

    2. Die Saiten sind aus Darm (Kunststoff gibt es, gefällt mir aber nicht). Für 170 Euro bekommt man einen guten Satz. Darmsaiten verziehen sich bei Temperaturwechsel schnell und sind (keine Feinstimmer!) schwer zu stimmen. Ich benutze inzwischen (doch) ein elektronisches Stimmgerät und heize das Wohnzimmer vor. („Gambisten stimmen immer, aber Gamben stimmen nie!“)
    Wenn man mit der Gambe außer Haus unterwegs ist, ist ein gut isolierter Kasten wichtig, sonst reißen Saiten oft. Cellokästen sind geeignet, wenn im Wirbelkasten für 6 Wirbel Platz ist.

    3. Die Haltung ist sehr gesund, denn es gilt der Grundsatz: Rücken gerade, Schultern entspannt, schief ist immer das Instrument! Den Bogen hält man gerade anders herum: Handrücken nach unten. Ich persönlich finde angenehm, dass der Daumen wenig Gewicht trägt. Für Umsteiger ist das auch schnell zu bewältigen!

    Schwer zu treffen sind die 6 Saiten. Ich habe mir vom Geigenbauer den Steg mit einer sehr starken Wölbung machen lassen, Profis wollen gebrochene Akkorde schnell spielen und bevorzugen flachere Wölbungen. Aber man kann es sich am Anfang etwas leichter machen.

    4. Nichts geht mit Gewalt! Wenn die Saite schwirrt oder der Bogen kratzt, muss man mit weniger Druck ansetzen. Das ist für Leute, die Stahlsaiten gewöhnt sind, schon eine Herausforderung!
    Überhaupt: das Instrument schwingt und summt permanent, ohne dass man sagen kann, wo. Die tiefen Saiten schwingen sichtbar mit, wenn man ihre hohen Oktaven spielt. Wenn nichts schwingt, hat man schlecht gestimmt oder unsauber gegriffen. Die 7. Saite in der Tiefe wurde früher evtl. nicht gespielt, sondern nur als Resonanzsaite aufgezogen!?

    Die Gambe gibt meiner Meinung nach ganz stark Rückmeldung, wenn man sie falsch spielt. Wenn ich unzufrieden bin, recherchiere ich über Haltungs- und Spieltipps, auch meine Cello-Tochter gibt mir oft wertvolle Hinweise.

    5. Was spiele ich? Da mir Schlüssel kein Problem machen, viel Blockflöten-Literatur. Cello-Etüden sind zum Anfang wenig geeignet, weil die Saiten-Übergänge gerade an anderen Stellen liegen und dadurch unbeabsichtigte Erschwerungen hinzukommen.
    Viel leere Saiten spielen und Bünde aufziehen – dieser Lehrmeinung habe ich mich angehängt und „Schulen“ gekauft.

    6. Die Diskant-Gambe haben wir für 2400 Euro bei einem Gambenbauer anfertigen lassen. Die Bassgambe habe ich – risikoreich! – als unfertigen, etwa 50 Jahre alten Korpus von privat für 1000 Euro gekauft und von einem Geigenbauer herrichten lassen, der mit Gamben keine Erfahrung hat, aber alles verbessert, was die Leute wollen: selbst chinesische Instrumente. Birne anfertigen, Steg, Wirbel, Stimmstock – für 1400 Euro: Ich finde seine Arbeit sehr gut und denke, für ein klanglich gleich überzeugendes Instrument fertig hätte ich mehr als 4000 Euro bezahlt.

    7. Gamben gibt es gebraucht, und es gibt sie auch zu leihen. Man sollte sich die Mühe machen, Gambenspieler zu besuchen und um ein kurzes Vorspiel bitten, damit man eine Vorstellung entwickelt, was man möchte. Ich würde bei der Viola-da-Gamba-Gesellschaft suchen: da bekommt man einen Eindruck, was es so alles gibt.

    Fällt mir noch was ein? Man kann gut singen und die 2. Stimme spielen, weil die Klangfarben sich ergänzen.
    Frag einfach, wenn Du denkst, ich könnte Dir weiterhelfen!

    Gambina

  5. @Gambina Nachdem ich mich nun für immer als zu doof geoutet habe, hier im zweiten Versuch meine Erfahrungen zur Gambe

    Hallo Gambina, nicht doch! Wir suchen das Problem eher bei uns 😉 Ich hoffe, dass Du nicht an einer Fehlfunktion gescheitert bist. Wenn die ersten Versuche schon eine Weile her sind, könnte es daran liegen, dass wir am Anfang die Session-Zeit etwas kurz eingestellt haben. Bei längeren Beiträgen konnte es sein, dass man zwischenzeitlich ausgeloggt wurde. Das haben wir aber inzwischen angepasst. Ansonsten schreib mir doch bitte eine Nachricht, dann können wir die Sache näher untersuchen.

    Schön aber, dass es jetzt geklappt hat! Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Beitrag! 🙂

    Und noch ein Tipp: Schau mal in Deinen Posteingang, da schlummert eine Nachricht mit einer hübschen Überraschung …

  6. Jedesmal bin ich oben mit meinem Benutzernamen benannt, und trotzdem kommt, ich hätte keine Berechtigung – und der ganze Text ist weg und nicht mehr zu finden.

  7. Gambina hat schon vieles gesagt zum Gambelernen und zum Charakter der Gambe, was ich alles bestätigen würde. Nur zum Thema als Cellist Gambe lernen will ich ergänzen. Es ist keinesfalls so ähnlich wie Cellospielen, sondern eher das Gegenteil. Man läßt viel mehr als daß man macht. Man stresst weder seinen rechten Arm noch die linke Hand, die sich erstaunlich wenig bewegen muß, weil es zwei Saiten mehr gibt. Man denkt viel akkordischer und weniger technisch. Ich hatte an der Hochschule die Möglichkeit, vor meinem Celloexamen Gambe als Nebenfach zu wählen und habe es damit nicht sonderlich weit gebracht, habe es eher als Ausgleich betrieben, weil viele Celloprinzipien auf den Kopf gestellt werden, was ich sehr bereichernd und auflockernd fand. Sobald ich ein bißchen Zeit dazu habe will ich mich auch wieder damit befassen. Ich finde es lohnt sich auf jeden Fall auch wenn bzw gerade weil es etwas völlig anderes ist als Cellospielen.

  8. Liebe Gambenfans!
    Ja, es funktioniert super, als Grundlage fürs Gambenspiel das Streich- und Saitengefühl und die Virtuosität der linken Hand vom Cello mit einzubringen!
    Schon in der Barockzeit gibt es Beispiele dafür, beispielsweise Antoine Forqueray.
    Ich hab tolle Studies in meiner Klasse an der HFM Weimar, die vom Cello kommen.
    Allerdings muss man sich auf den resonanzreichen Klang der Gambe, bei deren Spiel der Bogen eher in der Luft als auf den Saiten fliegt, und auf die spezielle französische, englische, deutsch/flämische und ital. Literatur einlassen.
    Bei Interesse gerne melden. Bin meist Köln, Bremen, Weimar, wenn nicht auf Konzertreise :-))) imke.david@web.de

Leave a Comment

oder