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Lockerheit beim Triller (Cello)

Ich habe eine Frage zum Triller auf dem Cello! Ich bin mit meinem Triller sehr unzufrieden, denn es gelingt mir einfach nicht locker zu bleiben, in der linken Hand. So kann ich die Triller kaum gestalten. Nach ein paar Aufprallern wird meine Hand zu “fest” und ich kann den trillernden Finger nicht mehr schnell bewegen, und so hört sich der “krampfige” Triller dann auch an. Noch einen Finger ins Spiel zu bringen und eine Note zu umspielen geht noch weniger gut. Mit schnellen Läufen und so habe ich keine Schwierigkeiten, aber wenn ich Triller versuche, ist es als ob ich gegen eine Wand laufe. Mein Lehrer konnte mir bisher nicht erklären, was ich falsch mache, oder einen Ausweg zeigen. Und ich habe schon sehr sehr viel Triller geübt, und je länger ich übe desto fester wird meine ganze Hand, auch der Arm. Gibt es einen allgemeinen Rat, den die Experten geben können? Oder spezielle Übungen mit denen ich meinem Fehler auf die Spur komme? Fragt und dankt Peter.
Ah ja, ich bin Hobbymusiker und spiele seit ca. 8 Jahren Cello, was ich sehr liebe.

Author:

Geigenbaumeister - Weimar. Mehr im Violinorum-Profil ...

4 Comments Write a comment

  1. Sehr geehrter Peter,

    hier mein Kommentar zu Ihrer Frage:

    1. Schnelle Repetierbewegungen können laut amerikanischer und deutscher Studien (Christoph Wagner, Hannover) nur bis zu einem begrenzten Grad durch Üben beschleunigt werden. Manche Studenten haben einen phänomenalen Triller, ohne ihn je geübt zu haben, andere quälen sich vergeblich jahrelang damit herum.

    2. Trotzdem kann man eine Verbesserung erzielen, indem man GANZ KURZE Dreier- oder Vierergruppen (z. B. 2-3-2, 3-2-3, 3-4-3-4, 4-2-4-2) auf die schnellstmögliche Weise übt, dabei bis an die Grenze geht, wo der Arm ermüdet. Dann aufhören, Pause, noch ein paarmal (Intervalltraining). Verkrampfte Bewegungen einfach weiter zu üben bringt nichts und schadet nur.

    3. Menschen sind verschieden: Es stehen uns mehrere Bewegungsweisen zur Verfügung. Statt einer schnellen Bewegung im Grundgelenk des Fingers kann man z. B. eine Schüttelbewegung (wie beim Vibrato) oder eine Unterarmrollung zumindest als Unterstützung wählen. Die Vorstellung, die eine Bewegung sei „richtig“ und die andere „falsch“ gehört der Vergangenheit an, wird aber leider immer noch gepflegt. Es gibt erstklassige Beispiele für jede der verschiedenen Spielweisen.

    4. Bei langen Trillern unbedingt den linken Arm leicht auf und ab bewegen, auch den Handgelenk-Winkel leicht variieren.

    5. Bei schnellen kurzen Trillern hilft es, wenn man die RECHTE Hand kurz anspannt, den Bogen quasi „zwickt“, (nicht auf die Saite drückt). Auch hier startet der kurze Triller besser, wenn der Handgelenk-Winkel links leicht konkav verändert wird.

    6. Triller kommen leichter, wenn man die ersten Noten als quasi-Auftakt bewusst „trillerfrei“ denkt: Bei Triller von unten also zuerst eine Triole spielen, dann erst, beim Üben sogar mit einem leichten Akzent, den eigentlichen Triller starten. Bei Triller von oben zwei Töne trillerfrei, dann erst das Trillergefühl einschalten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerhard Mantel

  2. Phantastisch, das ist das Erhellenste was ich zu diesem Thema je gehört habe. Naja, ich bin ja auch nur Amateur … Aber wahrscheinlich gehöre ich zu der Gruppe, die nie Probleme mit dem Triller hatte, obwohl ich meine Triller auch nicht als phänomenal bezeichnen würde. Üben musste ich eigentlich nur was sich zwischen 3. und 4. Finger abspielt. Aber mich interessiert der Punkt 5. genauer – wie funktioniert das mit dem “Zwicken”? Also warum hilft das?

  3. Mit “zwicken” meine ich eine kurze absichtliche Anspannung des Bogengriffs zwischen Daumen und den oberen Fingern rechts. Die Spannung überträgt sich als eine Art muskuläre “Resonanz” auf die linke Hand. Die beiden Hände sind im Gehirn nahe beieinander “geschaltet”.

  4. Ergänzend zu den Antworten des geschätzten Kollegen Professor Mantel möchte ich noch ein paar weitere Gedankenanregungen einwerfen:

    1. Triller müssen nicht schnell sein. Triller sind ein Ausdrucksmittel, die umso mehr Inhalt bekommen, je weniger mechanisch sie sind. Es ist wie bei jeder Tongestaltung: Für die Musik wichtig ist meistens vor allem, dass ein Ton eine Richtung hat, damit er lebendig wirkt und etwas aussagt. Ein statischer Ton, über dessen Verlauf sich keine Eigenschaft verändert, klingt eigentlich immer schnell synthetisch. Übertragen auf den Triller heißt das: Es gilt nicht, beim Trillern eine mechanische Klingel mit zwei Fingern zu imitieren. Langsam anfangen, ein _wenig_ schneller werden und auch wieder aufhören sagt meistens mehr aus. Insofern neige ich bei meinen Schülern dazu, die alleinige Suche nach der Trillergeschwindigkeit als Holzweg anzusehen, den zu verfolgen es sich nur sehr bedingt lohnt.

    2.Was sich hingegen lohnt, ist eine bequeme Arm- und Handhaltung zu suchen, die auch während der Trillerausführung sich bequem und weitgehend entspannt anfühlen kann. Das erreicht man meines Erachtens am besten durch eine Art Arbeitsteilung aller Armteile. Beispielsweise kann man mit einem von der Schulter aus entspannt hängenden Ellenbogen für einen guten “Bodenkontakt” beider Trillerfinger auf dem Griffbrett sorgen. Das Heben des “höheren” Trillerfingers besorgt der Finger selber, das wieder neu Aufsetzen wieder der Arm (als würde der Arm zum Finger sagen: Halt, sitzenbleiben!). Auf diese Weise ist sind Arm und Finger mental abwechselnd dran, so dass sich die Arbeit viel langsamer anfühlt. Um das gut zu verinnerlichen, ist es viel wichtiger, den idealen Arbeitsablauf zu trainieren, als die Geschwindigkeit. Dazu hilft sehr gut eine Übeweise, bei der man nur 2 oder 4 Töne hintereinander schnell laufen lässt und dann wieder einen langsamer (quasi punktiert oder punktierte Achtel und drei Sechzehntel).

    Viel Spaß!

    Claudius Wettstein

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