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Stradivari Funghi

Ja, das klingt nach Pizza, und das Thema hat viel von einem belegten Teigfladen … alle paar Monate präsentieren innovative Wissenschaftler neue Ergebnisse über die Geheimnisse von Stradivari & Co., und die Medien greifen das gern auf, wenn sie nicht gerade an beliebten Oldies à la “Jesus lebte in Indien” oder den Qumran-Rollen dran sind. Je nach Geschmack wird die Geigen-Pizza mit Pilzen belegt, die die Holz-Struktur nolens volens optimiert haben sollen, oder man kratzt sich durch den Käse Lack bis man seine Rezeptur zu kennen meint, usw. usw. Ich spare mir die aktuellen Links zu diesen bahnbrechenden Forschungsergebnissen, sie sind auch so leicht zu finden. Ich habe nichts gegen naturwissenschaftliche Methoden im Geigenbau, aber es ist schon auch lächerlich, wie diese Experimente immer vor einem verzückten Publikum enden, das den Klang einer Funghi-Geige nicht von dem einer originalen Strad unterscheiden kann. Solches mag für die Pilzchen sprechen, kann aber auch einiges über das Urteilsvermögen der Zuhörer aussagen …

Author:

Nils-Christian Engel ist begeisterter Amateur-Cellist

5 Comments Write a comment

  1. oh ja, es ist immer wieder schön. Aber man schafft es damit immer wieder in die Medien. Ob Pilzgeigen, Akupunktur für Streichinstrumente zur Klangverbesserung (Hilft schließlich auch bei Menschen) oder neulich die Grundierung der Geigen mit Kalkmilch und Honig. Selbst das 400€ Instrument sollte hinterher mit einer Stradivari vergleichbar sein. Es sah zwar schrecklich aus aber Fernsehen und Zeitungen lieben diese Geschichten.
    Ich habe schon überlegt, ob ich die Nachricht verbreite, dass meine Instrumente bei Vollmond “besprochen” werden, dann eine Akupunktur bekommen und ohnehin mit Pilzen aufwachsen. Aber dann käme ich kaum noch zum Arbeiten vor lauter Interviews.
    Das Geheimnis ist und bleibt jahrelange Erfahrung und viel Gefühl. Gefühl für das Holz. Viele Menschen sind so technikgläubig, dass sie es nur glauben, wenn sie die (wenn auch oft völlig aussagelosen) Diagramme vor sich sehen. Aber einfach solide Handwerkskunst?- diese Geschichte können Sie kaum einem Journalisten verkaufen. Das ist ja zu einfach.

  2. Markus Wolf, Violinist des Münchner Horntrios, bringt die Sache mit der Stradivari in der aktuellen Ausgabe von ensemble schön auf den Punkt:

    @Markus Wolf Als ich die Stradivari … zum ersten Mal spielte, dachte ich mir nur: ‚Was für ein schrilles unsympathisches Instrument!‘ Ich hatte vorher eine schöne Gagliano …, und dies war eine schreiende Geige ohne Charakter. Dann habe ich mit ihr gerungen und gerungen, heute klingt sie super, ich will sie nicht mehr hergeben.

    Ja, sie gelten als zickig, die Trouvaillen aus dem Hause Stradivari … genau daran kranken diese Vergleichstests, die eigentlich über ein halbes Jahr laufen müssten, um irgendwie aussagekräftig zu werden. Geigenbau ist eben kein Sport.

  3. Wirklich spannend dieser Youtube -Link , alles wurde erwähnt, was es da anzumerken gäbe. Und ich habe mal wieder viel gelernt.

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